Zeugnisse

Ich machte Mathe und PC.
Du machtest Deutsch
und zusammen gingen wir an die See.
Wir fuhren Ente und ich berührte Dein Knie.
Du erzähltest von Omas Dachboden.
Ich sprach von zerstörtem Vertrauen
und der Angst vor falschen Schritten.
Wir waren allein am Strand.
Dein Mann nicht da,
nur der Ring und das Meer.
Es war Winter und draußen lag Schnee.
Wir schrieben Zeugnisse und kamen uns näher.
Ein Wintermärchen, das langsam wahr wurde.
Der Mond schien hell in die Stille.
Der Flur lag im Dunkeln als sich unsere Lippen trafen.
Ein Blitzlichtgewitter aus Fragen, Ängsten, Zweifeln, Vorwürfen…
und heißem Verlangen auf dem Weg heim.
Alleine durch die Nacht.
Nur die Geräusche meiner Stiefel im Schnee.
Und morgen? Was würde geschehenen?
Weitere Küsse wobei uns niemand sah
und der getragene Ring.
Wo sollte das hinführen?
Wie sahen Deine Gefühle aus?
Unausgesprochene Antworten auf einem Bett aus schweren Zweifeln.
Dann kam der Schub und mit ihm die Klarheit meiner Gefühle.
Ich hatte mich in Dich verliebt.
Körperliche Nähe bei einseitiger Kommunikation
und Deinem Schweigen als Antwort auf mein Flehen.
Die Bitten, Dich zu äußern,
die Bitten, zu bleiben,
die Bitten, für Klarheit zu sorgen,
sie interessierten Dich nicht.
Ich interessierte Dich nicht.
Wichtig war Dir nur, was ich Dir gab.
Die Füllung für das Loch in Deiner Mitte.
Und niemals ein liebes Wort von Dir.
Meine erzwungene Sprachlosigkeit in doppelter Hinsicht,
dem Nicht-Dürfen und dem Nicht-Können.
Es ließ Dich kalt, Du drehtest an dem Ring und mit ihm Dich.
Zerstörung
Trennung
Ein Hoch auf die Logopädin!
Dann standest Du wieder in der Tür –
mit Worten auf den Lippen,
die einer Eintrittskarte glichen.
Wertvoll nur für ein paar Stunden.
Aber sie öffneten Dir den Weg zurück zu mir.
Ein Stück Schokolade ab und zu
und die Welt sieht gleich ganz anders aus –
mit Hund und Haus, so hältst Du es aus.
Es ist was es ist
sagt die Liebe.
Doch wo war sie denn, die Liebe?
Sie war in mir, aber nicht bei mir.
Du hattest Angst vor dem wilden Tier in mir, in Dir.
Angst und Zweifel aus dem Ring beherrschten Dich
und von der Leine lassen wolltest Du es nicht,
das Tier.
Das andere Tier in schwarz und weiß,
das mir wichtig war, um Blicke zu tauschen
und sprachloses Verständnis zu erleben,
alles Dinge, die Du vermissen ließt.
Wo ist sie geblieben?
Ich hoffe, nicht nur auf Papier.
Für mich war sie kein Tier.
Eine Freundin war sie und ist sie.
Du weißt, was sie mir bedeutet.
Soll sie deshalb in Vergessenheit geraten?
Sie ist ein Teil von mir!
Und drehen und drehen
und dann immer kleiner werden –
Stück für Stück…

(Juli 2007)