Der Weg zu Hitler

Meine Gedanken, die den Weg zu Hitlers beschreiben, stammen aus einer Geschichtsklausur vom 16.11.1989, die hier als Abschrift vorliegt.

Der Weg zu Hitler
Wenn man ergründen will, wie es zu Hitler kam, kann man dies auf der einen Seite an ganz bestimmten Punkten – Fehlern – der Weimarer Republik aufzeigen, doch ich meine, dass man die Geschichte dieser Zeit und die Mentalität der Bevölkerung – der Deutschen – im Zusammenhang sehen muss. Aus diesem Zusammenhang zwischen Mentalität und Geschichte des Deutschen Volkes ergeben sich dann die Wege, auf denen Hitler an die Macht gelangte.

Die Mentalität der Deutschen
Die Deutschen sind von ihrer Mentalität her sehr national eingestellt und eher konservativ als progressiv. Dazu kommt, dass sich die Deutschen oft haben blenden lassen und oft starken Politikern und Führern, die es verstanden, die Bevölkerung auf ihre – die der Politiker – Ideen hin zu beeinflussen.

Die Weimarer Republik
Am Ende des 1. Weltkrieges floh der Monarch – unser letzter Kaiser – ins Exil nach Holland. Sein Kanzler – Max von Baden – trat sein Amt an einen Bürger, den Politiker Friedrich Ebert, ab. Damit war die Monarchie gestorben. An ihre Stelle trat ein System, das so als erstes seiner Art, für Deutschland auftrat, nämlich eine Demokratie mit gleichberechtigten Menschen. Diese Demokratie, Weimarer Republik genannt, hatte mit starken innen- und außenpolitischen Problemen zu kämpfen. Und da sie etwas Neues war, wurde sie von vornherein kritisch betrachtet.
Die erste große Bürde, die die Regierung der Weimarer Republik zu tragen hatte, war die Unterzeichnung des Versailler Vertrages. In diesem Vertrag, an dessen Zustandekommen die Deutschen nicht beteiligt waren, weshalb man ihn auch als Diktat bezeichnet, beinhaltete, dass Deutschland alleinverantwortlich für den Ausbruch des Krieges war. Infolge dessen musste Deutschland Reparationen zahlen, die bar aller Realität waren. Dazu kamen große Gebietsabtretungen, Beschränkung der Armee usw.. Die Unterzeichnung diese Vertrages musste getätigt werden, wollte man den Einmarsch alliierter Truppen verhindern. Der Regierung blieb also nichts anderes übrig. Doch die Bevölkerung sah das anders. Man sah den Vertrag als Schande an, da man sich mit dem Artikel 231 einfach nicht abfinden konnte und wollte. Die Regierung sah dies sogar genauso und brach an diesem Punkt auseinander. Letztendlich hatten sie aber keine andere Wahl.
Ein zweites großes Problem resultierte aus den Reparationszahlungen. Es entstand eine Wirtschaftskrise – Inflation, Armut, Arbeitslosigkeit, Verlust der Ersparnisse. Viele Bürger verloren ihren monetären Besitz, was das Vertrauen in die Republik nicht förderte.
Die Revisionspolitik der Regierung blieb lange Zeit erfolglos. Als dann die Franzosen das Ruhrgebiet besetzten, weil Deutschland infolge der Wirtschaftskrise nicht mehr zahlen konnte, sah man darin eine Verletzung des Versailler Vertrages und reagierte darauf mit passivem Widerstand. Der Widerstand musste aber aufgegeben werden und man musste sich Frankreich ein zweites Mal geschlagen geben. Dies schürte den Unmut der Bevölkerung und es kam zu mehreren Putschversuchen. Nach Beendigung des Ruhrkampfes erarbeitet man einen neuen Abzahlungsplan der Reparationen, doch konnten sich die Deutschen wieder nicht durchsetzen, als es um die Gesamtsumme der Reparationen ging. Nach diesem Ereignis verlief der weitere Werdegang der Republik ruhiger.
Stresemanns Außenpolitik fruchtete, man wurde in den Völkerbund aufgenommen, erlangte also wieder eine außenpolitische  Stellung im weltpolitischen Geschehen und war nicht mehr isoliert. Den Menschen ging es bis 1929 wirtschaftlich wieder besser.
1929 kam es jedoch zur Weltwirtschaftskrise. Wieder verloren viele Menschen ihre Arbeit und ihren Besitz. Anfang der1930er Jahre hatten wir 6.000.000 Arbeitslose. Die Regierung war starken Angriffen von linken und rechten Abgeordneten ausgesetzt. Der Reichspräsident regierte über die Notstandsverordnungen. Die Regierungsparteien hatten Angst, dagegen etwas zu unternehmen, da sie mit noch mehr Stimmenverlusten an die NSDAP rechnen mussten.

Wie kam es jetzt zu Hitler?
Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir die Mentalität der Deutschen und ihren Standpunkt gegenüber der Republik betrachten.
Viele Deutsche hatten monarchistische oder kommunistische Tendenzen. Da man aber Angst vor einer kommunistischen Revolution hatte und man wusste, was in der Sowjetunion geschehen war, bildeten sich die Lager so, dass viele Menschen am Monarchismus festhalten wollten. Die Monarchie kannte man und in ihr hatte man recht gut gelebt. Die kommunistische Lösung verbanden die meisten Menschen mit zu viel Blutvergießen. Es gab natürlich auch einige Radikale, die sehr stark links orientiert waren. Nun kam es aber zu einem System, das vorher noch nie dagewesen war. Diesem stand man sehr kritisch gegenüber und durch die Fehlschläge, welche die junge Regierung gleich zu Beginn machte, wurde diese Einstellung noch gestärkt. Es bildeten sich wieder starke nationale Tendenzen, da die Alliierten eine Isolierungspolitik mit Deutschland betrieben. Der Ruf nach einem starken Mann wurde lauter.
Menschen, die während der Wirtschaftskrise ihr Geld verloren hatten, wanderten zu rechten Parteien ab. Mit Anhalten der Krise kam es zu Putschversuchen.
Als die Regierung der Krise nur noch ohnmächtig gegenüber stand, erhielt  die radikal-rechte Bewegung starken Zulauf. Bei 6.000.000 Arbeitslosen wollte man endlich wieder eine Führung, die deutsche Interessen vertrat und den Alliierten aufrecht entgegen trat. Deutschland sollte wieder zu dem werden, was es einmal war – groß, reich und mächtig.
Und dann kam Hitler mit seinen Versprechungen, die genau in diese Kerbe trafen. Er wollte die Fesseln des Versailler Vertrages lösen und Deutschlands Wirtschaft wieder ankurbeln und sie zu neuem Erblühen bringen.
Man kann also sagen, dass Hitler das Resultat einer längeren Entwicklung war und er nicht plötzlich kam.