Romantik als Grundlage des Deutschen Faschismus?

Meine Gedanken, welche die Romantik als Grundlage des Deutschen Faschismus beschreiben, stammen aus einer Geschichtsklausur des Schuljahres 1989/1990, die hier als Abschrift vorliegt.

Die Romantik als Grundlage des Deutschen Faschismus
Nach Thomas Mann, Friedrich Meinecke und Ernst Troeltsch war das dominierende Element der Deutschen Geistesentwicklung seit 1800 die Romantik. Zum Wesen dieser Romantik gehören zwei Pole, die auf der einen Seite das Sündige und Lasterhafte und auf der anderen Seite herausragende Ideen und Ideale beschreiben. So sind im Romantischen die Anlagen zur Schöpfung höchster Ideen und Ideale, aber auch die Schöpfung und Ausübung niedrigster Triebe zu finden.
Konkret erscheint die Romantik als Ort der Sehnsucht, Hoffnung und Phantasie und auch als das Irrationale und Antirationale der Menschen. Beeinflusst wurden diese Geisteshaltungen im 19. Jahrhundert durch Sozialdarwinismus, Nationalismus und Materialismus, die den humanistisch-christlichen Vorstellungen stark entgegen wirkten. Daraus entstand dann die Idee von „Blut und Boden“, die sich als Stützpfeiler des Sozialdarwinismus in Deutschland etablierten. Zu dieser Idee gehörte dann die Rassenlehre, die man aus dem Bereich der Tiere auf den Menschen übertrug. Die Rassenlehre entstand aus dem Sozialdarwinismus, der besagte, dass es verschiedene Rassen von Menschen gäbe, die ihr Leben aus Selektion fristeten. Daraus ergab sich für die Faschisten das Recht des Stärkeren als Grundlage ihres Lebens. Leben als Kampf wollten sie. Man wollte das eigene Volk oder besser die eigene Rasse, als Herrenrasse über alle anderen Völker stellen. Um dieses Ziel zu erreichen diente der Krieg. Das Leben im faschistischen Staat war daher streng von oben nach unten militärisch gegliedert. Der Krieg und der Kampf bestimmten, wie man ja nachher in Deutschland sah, das Leben der Menschen. Das begann mit paramilitärischen Ausbildungen in der HJ (Hitlerjugend) und endete in der Wehrmacht oder SS (Schutzstaffel). Starken Einfluss auf die Entwicklung zum Faschismus hin, hatte der Begriff der Nation und die Gefühle, die mit diesem Begriff verbunden wurden. Die Nation war nicht nur das Volk eines Landes, sondern sie war auch der Mythos, die Geschichte, Rituale und Ideen des Volkes. Es war die Gemeinschaft aller, die wie ein Rudel zusammenhalten mussten. Der einzelne galt nichts, das Volk, die Nation galt alles. Für die Nation musste man sich und sein Leben opfern. Man besann sich somit auf alte Ideale, die sich den modernen Entwicklungen entgegen stellten. Der Faschismus drückte sich auch in der totalen Anti-Haltung gegen das bestehende System aus. Man wollte einen starken Mann, der die schwache, undeutsche Demokratie zerschmetterte und sich auf deutsche Werte besann. Im 3. Reich konnte man diese Entwicklung im kulturellen Bereich sehr gut verfolgen. Wagner zum Beispiel war einer der kulturellen Höhepunkte. Er machte gewaltige Musik, die alle in seinen Bann zog und er beschrieb Themen, wie die Heldensage der Nibelungen, die genau in das Bild deutscher Werte passten.
Die Grundlage des Faschismus ist nun geklärt, wie aber kam es zum Faschismus in Deutschland, denn eigentlich ruhte dieser Gedanke ja nicht in den Menschen. Was führte dazu, dass sich diese Vorstellungen etablierten?
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich die Zustände in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg ansehen. Wir hatten ja schon in der letzten Arbeit beschrieben, wie es damals in Deutschland aussah. Um es noch einmal kurz zusammenzufassen:
Es herrschte eine sehr schwache Demokratie, die mit dem Schandvertrag von Versailles zu kämpfen hatte. Das Volk war eher konservativ-monarchistisch eingestellt und hatte Angst, von Kommunisten unterwandert zu werden. Als sich die Lage durch die Weltwirtschaftskrise massiv verschlechterte, wurde der Ruf nach einem deutschen Führer laut, der deutsche Interessen vertrat und sich nicht von den Siegermächten unterjochen ließ, sondern denen mal „den Marsch blies“. Dadurch kam der Faschismus in Deutschland an die Macht. Das Deutsch-Sein und der Faschismus wurde eben dadurch an die Oberfläche befördert, dass Deutschland stark isoliert war und sich das Volk dadurch nach außen hin einigelte und seine Kraft aus der Nation – im faschistischen Sinne – schöpfte.

Hier ein Auszug aus dem Aufsatz, der Grundlage meiner Gedanken war:

Die Deutsche Romantik als Grundlage des Nationalsozialismus

„… Es ist sicher keine simplifizierende Völkerpsychologie, wenn man dem Romantischen einen besonderen Platz einräumt in der Geschichte des deutschen Geistes und der deutschen Seele. So hervorragende Kenner dieser Geschichte wie der Dichter Thomas Mann, der Historiker Friedrich Meinecke, der Theologe und Religionssoziologe Ernst Troeltsch glauben, im Romantischen das dominierende Element der deutschen Geistesentwicklung, vor allem seit  1800, entdeckt zu haben, ganz abgesehen von den vielen Forschern des angelsächsischen und romanischen Kulturbereiches, von denen hier nur der italienische Philosoph und Historiker Benedetto Croce genannt sei.

Es gehört zum Wesen der Romantik, so lesen wir bei Thomas Mann, daß Sünden und Laster dicht neben höchsten und fruchtbarsten Ideen sich befänden, daß selbst in ihren holdesten und ätherischsten Erscheinungen Krankheitskeime verborgen sei können, wie in der Rose der Wurm. So scheinen im Wesen des Romantischen alle Möglichkeiten angelegt, welche dem deutschen Menschentum in der neueren Geschichte gegeben waren: von der Schöpfung höchster und sublimster Ideen und Werke bis zum Austoben niedrigster Triebe. Aus dieser Erkenntnis heraus widerlegt dann Thomas Mann auch die These von den zwei Deutschland. Es gebe nicht ein böses und ein gutes Deutschland, ‚sondern nur eines, dem sein Bestes durch Teufelslist zum Bösen ausschlug. Das böse Deutschland, das ist das fehlgegangene Gute, das Gute im Unglück, in Schuld und Untergang‘. Zu demselben Resultat gelangt auch Croce, wenn er die Geschichte des deutschen Geistes dämonisch und tragisch nennt, weil dieser aus seinem innersten Wesen heraus sowohl das Höchste wie das Niedrigste hervorgebracht hat. Im Wesen des Romantischen scheint also das Rätsel deutscher Entwicklung beschlossen zu liegen.

Was ist nun aber dieses Romantische? Es ist das Sehnsüchtige, Phantastische, das Maßlose, Grenzenlose und Uferlose, das Irrationale, ja das Antirationale. Diese also bestimmte Romantische treffen wir auch wieder in den Ideologien der konservativen Revolution und der völkischen Bewegung nach dem ersten Weltkrieg, in der politischen Philosophie der Gegenrevolution. Inzwischen aber, das heißt im Verlaufe des 19. Jahrhunderts, war die romantisch-idealistische Gedankenwelt einem Zersetzungsprozeß ausgesetzt gewesen, der ihre größten und fruchtbarsten Ideen kaum wiedererkennen ließ. Positivismus, Materialismus, Nationalismus, Darwinismus zersetzten den humanistischen, christlichen und weltbürgerlichen Gehalt und Nährboden des historischen Ideengutes. So entartete die Idee der Nation und des Volkstums zu einem Mythos von Blut und Boden. Humanismus und Christentum wurden als Fremdüberlagerung über einen ursprünglich deutschen Substanz empfunden, die Beziehungen zwischen den Völkern wurde nicht mehr im Lichte eines weltbürgerlichen Ideals gesehen, sondern dem Gesetz der Freund-Feind-Beziehung oder gar der Lehre vom Daseinskampf aller Lebewesen und dem Recht des Stärkeren unterworfen.

Von einer solchen geistigen Grundlage aus wurde die Weimarer Republik als etwas Fremdes, Aufgezwungenes empfunden und nach dem gesucht, was man den ‚deutschen Weg‘ nennen könnte: Suche nach dem deutschen Staat, dem deutschen Sozialismus, nach der deutschen Art und Kunst, nach dem deutschen Christentum – deutsch immer verstanden als nicht-westlich, ja antiwestlich, westlich gleichgesetzt mit Aufklärung, Individualismus, liberaler und parlamentarischer Demokratie. Dem angeblichen Formalismus der Verfassung wurde der lebendige Ausdruck des Volkswillens, der vornehmlich im Willen eines Führers zum Ausdruck kommen sollte, entgegengesetzt; dem angeblichen Mechanismus der Gesellschaft die Auslese einer Elite; der angeblich amorphen Masse eine hierarchische und ständische Gliederung. Kultur stand gegen Zivilisation, Seele gegen Geist.

Während Männer wie Meinecke und Troeltsch nach 1918 vergeblich versuchten, die aus den Fugen geratene deutsche Entwicklung in die allgemein-europäische zurückzubiegen, entstand ganz im Gegensatz dazu erst recht ein ‚deutscher Mythos‘, in welchem der Mythos vom ‚dritten Reich‘ zunächst nur einen Aspekt und nicht einmal den wichtigsten darstellte. Im Mythos vom besonderen deutschen Weg in Staat, Gesellschaft und Kultur sehen wir die geistige Hauptvoraussetzung für das Heraufkommen des Nationalsozialismus. Die ideologischen Möglichkeiten, die hier angelegt waren, wurden durch die Entwicklung seit 1918 Zug um Zug freigesetzt. Die militärische Niederlage und die politische Revolution von 1918, die der Großteil des deutschen Volkes innerlich nie anerkannte, geschweige denn seelisch überwand, führten dazu, daß die deutsche Demokratie praktisch in einem geistigen Vakuum dahinvegetieren mußte, in das die antidemokratischen Ideologien alsbald auch einzuströmen begannen. Durch die Inflation und die Weltwirtschaftskriese kamen die ökonomischen und sozialen Bedingungen dazu, die den Nationalsozialismus zur Massenbewegung werden ließen.

Den wirtschaftlichen Ursachen indessen die entscheidende Bedeutung zuzumessen, würde heißen, einem historischen Materialismus zu huldigen, der hier ebenso wenig wie anderswo die geschichtliche Entwicklung zu erklären vermag. Wenn die Wirtschaftskrise notwendig zum Zusammenbruch der Demokratie führen mußte, wie das behauptet wird, dann erhebt sich die Frage, warum ähnliche Zustände nicht überall zu ähnlichen Folgen geführt haben. Die Demokratie aber für das Heraufkommen des Nationalsozialismus verantwortlich zu machen, wie dies noch heute von konservativen Kreisen gern getan wird, ist ein Akt von Kurzschlußdenken, wie leicht nachzuweisen ist. Die Weimarer Republik war wohl der Form nach eine Demokratie, doch war der Staat in keinem Augenblick seiner Existenz von dem notwendigen demokratischen Geist oder gar Gefühl erfüllt. Die Millionenmassen, die durch ihre Stimmzettel auf demokratischem Wege dem Nationalsozialismus zur Macht verhelfen wollten, können wohl nicht gut als Kronzeugen der Demokratie angesprochen werden, da sie die Demokratie ja gerade beseitigen wollten. Der Untergang der Weimarer Republik ist ein Musterbeispiel für den Selbstmord einer Demokratie: demokratische Freiheiten wurden mißbraucht, um antidemokratische Ziele zu verwirklichen.

Auf der anderen Seite kann nicht übersehen werden, daß die antiliberale und antidemokratische Bewegung nach dem ersten Weltkrieg allgemein-europäischen Charakter hat, so stark die spezifisch deutschen Züge auch hervortreten mögen. Die Tendenz zu Autorität und straffer Führung war auch anderswo stark ausgeprägt, und der autoritäre Staatstypus ist eine durchaus europäische Erscheinung. Es gab ihn zwischen den beiden Weltkriegen in Italien, Polen, Jugoslawien, Portugal, Spanien in der einen oder anderen Form. Nirgends aber ist diese autoritäre Staatsform auf dem Boden altfreier Demokratie erwachsen, deren Wurzeln weit in der Zeit vor der französischen Revolution zurückreichen wie im angelsächsischen und skandinavischen Bereich, in Holland, in der Schweiz. Autoritäre Staatsform ist nur auf dem Boden ehemals absolutistischer Staaten erwachsen. Die plebiszitäre Diktatur des zwanzigsten Jahrhunderts erscheint als ein Bastard von Formaldemokratie und absolutistischem Bürokratismus.

Der Nationalsozialismus hat nun aber über den autoritären Staat hinaus zum totalitären System gedrängt, sicher aus inneren kernhaften Ansätzen. Dennoch ist auch der Typus des totalen Staates keineswegs eine spezifisch deutsche Erscheinung. Der Bolschewismus hat ein analoges Herrschaftssystem auf dem Boden Rußlands hervorgebracht. Die enge Verwandtschaft zwischen dem bolschewistischen und dem nationalsozialistischen System ist lange übersehen worden, weil beide vorgeben, nicht nur der Erzfeind des anderen zu sein, sondern seinen Gegenpol darzustellen. Überall da, wo freie Wissenschaft möglich ist, besteht heute längst kein Zweifel mehr darüber, daß Nationalsozialismus und Bolschewismus zum selben Typus des Totalitarismus gehören. Die Merkmale sind, zumal wenn man das stalinistische System zum Vergleich heranzieht, weitgehend dieselben: Einparteistaat mit unumschränkter persönlicher Diktatur, Ideologie mit Aussschließlichkeitsanspruch, totale Erfassung und Kontrolle der Gesellschaft mit Massenorganisationen, Terror und Propaganda, unersättlicher Imperialismus mit dem Anspruch auf Hegemonie, um nur gerade Stichworte anzugeben.

Auch die Geistesgeschichte des Totalitarismus hat allgemeineuropäischen Charakter. Ob man den Namen eines Rousseau mit der Entwicklung zum totalen Staat hin verbinden will oder nicht, die Namen des Franzosen Georges Sorel, des Italieners Vilfredo Pareto und des Russen Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, müssen auf jeden Fall darin einen hervorragenden Platz finden. Ähnliches gilt für Rassentheorie und Antisemitismus. In ihre Genealogie gehören die Namen des französischen Grafen de Gobineau und des englischen Schwiegersohnes von Richard Wagner, Houston Stewart Chamberlain. Wie hoch man hingegen den Anteil Nietzsches am Heraufkommen des Nationalsozialismus auch veranschlagen will, ein Antisemit war er sicher nicht. Wie ja der Antisemitismus  überhaupt keine spezifisch oder auch nur vorwiegend deutsche Erscheinung ist. Es ist eine europäische, ja weltgeschichtliche Erscheinung und anderen Ländern viel stärker entwickelt gewesen als in Deutschland, bis die nationalsozialistische Demagogie sich seiner zu bedienen begann. Pogrome hat es lange vor dem Nationalsozialismus gegeben, insbesondere in Rußland. Pogrom ist dann auch nicht zufällig ein russisches Wort.

Auch Nationalismus, Militarismus und Imperialismus, diese Dreiheit von Gewalt, die die deutsche Geschichte wie keine andere nationale Geschichte über ihre Ufer treten ließ, ist ja keineswegs eine sonderlich deutsche Erscheinung. Auch andere Völker waren vom Glauben an eine besondere Mission erfüllt und drängten zur Weltgeltung. Der deutsche Nationalismus war vor 1914 kaum von anderer Art als derjenige vieler anderer Völker, der deutsche Imperialismus lange sogar wesentlich harmloser. Vor dem Kampf um eine deutsche Hegemonie gab es in der europäischen Geschichte Kämpfe um eine spanische und eine französische Hegemonie. Entscheidend wurde, daß das deutsche Volk auf dem Höhepunkt seiner nationalen Kraftentfaltung durch den Ausgang des ersten Weltkrieges in seiner nationalen Geltung, ganz zu schweigen von einer Weltgeltung, weit zurückgeworfen wurde. Dieses Ergebnis wurde dermaßen als eine Ungerechtigkeit des Schicksals empfunden, und es bildeten sich solche Komplexe und Ressentiments, daß es nur eines Demagogen bedurfte, um sie aufzupeitschen und politisch auszunutzen. In der Tat: Wenn man alle Ursachen und Bedingungen allgemeiner Art berücksichtigt hat, macht dies dann den Aufstieg des Nationalsozialismus im letzten Grunde erklärbar? Ohne die verhängnisvolle Persönlichkeit Adolf Hitler ist er in dieser Form undenkbar. Hier bewahrheitet sich das Wort Jacob Burckhardts, daß eine Zeit ihren Mann finden muß. Es war eine jener historischen Situationen, von denen Jacob Burckhadt in seinen ‚Weltgeschichtlichen Betrachtungen‘ schreibt: ‚Zeit und Mensch treten in eine große, geheimnisvolle Verrechnung.‘

Hitler hatte versprochen, die beiden großen Wellen des Zeitalters, die beiden großen Massensehnsüchte, nämlich Nationalismus und Sozialismus, in einer Partei und in einer Idee zu versöhnen und im Dritten Reich zu verwirklichen. Ist hier, in diesem Anspruch, vielleicht die große, objektive Idee zu sehen, die es gestatten würde, dem Nationalsozialismus trotz allem eine geschichtliche Rechtfertigung zukommen zu lassen? Diese Frage stellt sich auch Friedrich Meinecke in seiner großartigen Analyse des Nationalsozialismus und seiner geschichtlichen Ursprünge, die er uns in seinem Buch über ‚Die deutsche Katastrophe‘ vorgelegt hat. Nach sorgsamer Prüfung kommt der große Historiker zu dem Urteil, daß der Nationalsozialismus keine solche große objektive Idee hervorgebracht , geschweige denn verwirklicht habe, keine jener Ideen, die die Geschichte zu neuen Zielen vorantreiben. Vielmehr haben Hitler und seine Partei nur ein völliges Trümmerfeld hinterlassen.

Furchtbar ist in der Tat die geschichtliche Bilanz eines zwölfjährigen Wirkens nationalsozialistischer Führung und Herrschaft. Nicht nur ganz Deutschland und halb Europa lagen in Trümmern, sondern das Erbe Bismarcks , die Einheit des Reiches wurde vertan, das Werk der preußischen Könige vernichtet, ja eine vielhundertjährige geschichtliche Entwicklung, nämlich die deutsche Kolonisation im Osten, rückgängig gemacht, die Soldaten der Sowjetunion stehen an der Elbe, und Europa sieht sich damit seiner der größten Bedrohung seiner Geschichte ausgesetzt. Der deutsche Name wurde mit dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte belastet und in ungeheuerliche Weise geschändet. Und das alles unter unvorstellbaren Leiden, Opfern und Verwüstungen, nicht nur materieller und physischer Natur, sondern auch seelischer und geistiger Art. Das Dritte Reich ist kein tausendjähriges Reich geworden, aber die zwölf Jahre seines Bestehens haben genügt, die geschichtliche Arbeit von tausend Jahren zu verschleudern.“

Walther Hofer: Der Nationalsozialismus – Dokumente 1933-1945. S. 362-367, Frankfurt am Main, 1957